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Reisen muss mehr als konsumieren sein.

Reisen muss mehr als konsumieren sein.

Interessanter Leseabend mit Claudia Hauser im Hirschli, Bad Zurzach, zum Thema Reisen, moderiert von Sybil Schreiber.

Zu Thema «Reisen, lesen, schreiben», moderiert von Sybil Schreiber, Autorin und Kolumnistin, hat am Mittwochabend Claudia Hauser ins Hirschli, Bad Zurzach, eingeladen. Nicht nur das Thema, sondern auch der Veranstaltungsort war etwas Besonderes. Das Hirschli, ein typisches Zurzacher Messehaus bot für den Anlass ein besonderes Ambiente. Der Zugang zum Lokal durch einen lieblich eingerichteten Innenhof und das Veranstaltungslokal selbst, ein gemütliches, mit geschichtsträchtigen Möbeln eingerichtetes Zimmer bot für die letzte Wahlveranstaltung von Claudia Hauser einen würdigen Rahmen.

Spezielle Vorstellung
Zur Vorstellung von Claudia Hauser benutzte Sybil Schreiber ein Vorgehen, welches sie jeweils zum Kennenlernen der Teilnehmenden an den Schreibkursen verwendet. Dabei werden die Buchstaben des Vornamens untereinander-geschrieben. Mit dem Anfangsbuchstaben ist je ein Wort mit einer persönlichen Eigenschaft zu bilden. Claudia Hauser schrieb dazu: Chaotisch, Lachen, Aben-teuer, Unrecht, Diamant, Ideen und Authentisch. Die genannten Eigenschaften ergänzte sie mit persönlichen Anmerkungen und zeigte damit eine den Teil-nehmenden eher unbekannte Seite.
Eindrücke der Nepalreise
Im Frühjahr dieses Jahres ist Claudia Hauser, zusammen mit ihrem Lebenspartner, nach Nepal gereist. Auf einer neuntägigen Trekkingtour ging es zu Fuss ins Basislager des Mount Everest auf 5300 Meter über Meer. Moderiert von Sybil Schreiber erfuhren die Gäste Interessantes über die die Beweggründe, die 18 Monate dauernde Vorbereitung und die Reise selbst. Claudia Hauser führt auf all ihren Reisen ein Tagebuch. Zwei Kostproben aus dem Tagebuch der Nepalreise vermittelten einen umfassenden Einblick in das erlebnisreiche Abenteuer. Die erste Episode beschrieb den Tag der Abreise mit all den Pendenzen, welche noch zu erledigen waren, die Begegnungen mit Leuten, welche noch etwas sagen wollten, dem Packen und den Erlebnissen auf der Reise nach Kathmandu. Eine zweite Episode beschrieb die Ereignisse vom 7ten Tag mit all den Freuden und Leiden auf dem achtstündigen Masch. Im Gespräch mit Sybil Schreiber berichtete Claudia Hauser von Kathmandu, einer armen Stadt, in welcher immer noch die Folgen des schweren Erdbebens ersichtlich sind, von den schlecht ausgebauten Verkehrswegen, von einem typisch nepalesischen Gericht, bestehend aus Reis, Gemüse und Eier, welches es fast je-den Tag zu essen gab sowie vom Leben der Leuten auf 4800 Metern über Meer, dem höchst gelegenen, ganzjährig bewohnten Dorf Nepals. Wichtig für das persönliche Wohlbefinden sei es, 5 – 6 Liter pro Tag zu trinken und viel Knoblauch zu essen. Zur Frage, wie man sich auf 5300 Meter fühle, antwortete Hauser: «Grossartig, ich fühlte mich frei, musste etwas schneller Atmen und hatte am Morgen beim Aufstehen etwas aufgeschwollenen Augen».
Etwas zurückgeben
Bei den vielen Gesprächen mit dem Guide hat Claudia Hauser auch erfahren, dass in Nepal jedes Kind zur Schule darf, die wenigsten Eltern aber das not-wendige Geld für das Schulmaterial aufbringen und deshalb nur wenige Kinder die Schule besuchen können. Diese in der Schweiz völlig undenkbare Situation hat die zwei Reisenden dazu bewegt, persönliche Hilfe anzubieten. Von der Reise hat Claudia Hauser ein kleines Büchlein mit eindrücklichen Bildern und Texten erstellt. Das Buch gibt sie gratis ab. Die Spenden, welche sie dafür be-kommt, überweist sie dem Guide zur Finanzierung von Schulmaterial für Kin-der aus seinem Dorf. Sybil Schreiber lobte das Verhalten. So mache Reisen auch Sinn. Es werde nicht nur konsumiert, sondern dem bereisten Land auch etwas zurückgegeben.
Schreiben und lesen
Sybil Schreiber moderierte nicht nur, sie beurteilte auch die geschriebenen Texte und stellte Fragen zum Thema. Von den Texten in den Tagebüchern zeigte sie sich beeindruckt. Sie würden alle 4G’s enthalten. Damit sei nicht die Technik vom Telefon gemeint, sondern die Inhaltselemente, Geruch, Gefühl, Gespräch und Geräusch. Mit diesen Elementen werde das Geschriebene erst spannend, erklärte die Moderatorin, die auch Schreibkurse anbietet. Claudia Hauser schreibt aber nicht nur, sie liest auch gerne. Bereits in der Schule habe ich alle Bücher der Bibliothek mehrfach gelesen. Biografien, Kochbücher – ich könnte damit einen ganzen Abend verbringen – oder Bücher mit kleinen Ge-schichten gehören heute zu meiner Lieblingslektüre. Zwar lese ich auch E-Books. Ist der Inhalt aber interessant, kaufe ich dann doch noch das Buch. In Büchern blättern, das Papiers anfühlen und den Geruch in der Nase haben, ist einfach etwas Besonderes, schwärmte Claudia Hauser.
Einstellung zum Reisen
Eine brise Politik enthielt das Gespräch auch noch. Sybil Schreiber erkundigte sich nach der persönlichen Einstellung zum Fliegen und Reisen. Fliegen im Zusammenhang mit Reisen, um andere Kulturen und Länder kennen zulernen, ist für mich legitim, sagte Hauser. Fliegen zum Shoppen erachtet ich als frag-würdig. Innerhalb Europas bevorzuge ich den Zug. Die gegenwärtige Diskussi-on hat aber meine Einstellung zum Reisen nicht verändert. Wunderbare Orte finde man überall, auch ganz in der Nähe. Kraft tanke ich auch bei einer Wan-derung am Klingnauer-Stausee oder auf den Achenberg.

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